Wir Menschen streben, wie alle Wesen nach "Ganzheit". Wenn etwas fehlt, fühlen wir uns unvollständig, fehlerhaft oder unfertig. Das Streben nach der eigenen Vollkommenheit beinhaltet notwendigerweise auch den "Konflikt" und die "Aggression", wenn widerstrebende (gleichberechtigte) Bedürfnisse aufeinander treffen und eine Lösung bzw. ein Gleichgewicht hergestellt werden soll, was nicht unbedingt für beide Seiten erfolgreich zu erfüllen ist.
Konfliktfähigkeit ist daher ein wichtiges und erstrebenswertes Ziel einer Therapie.
Aggression (im Sinne von aggredere lat.: voranschreiten, vorwärts schreiten) ist sachlich gesehen eine überlebensnotwendige Fähigkeit des Menschen. Sie kann einerseits dem ausgleichenden Prozess dienlich sein und Konflikte bewältigen helfen, andererseits kann sie aber auch Konflikte auslösen, wenn die Grenze des „anderen“ überschritten wird.
Im Sinne der Gestalt ist Aggression zunächst einfach nur der Versuch eines Wesen, mit seinem Umfeld Kontakt aufzunehmen.
Zeigen Sie das Bedürfnis, ein Problem zu lösen oder eine Störung zu beheben, um so das verlorene Gleichgewicht (wieder-) herzustellen, können Sie - von mir begleitet - modellhaft mit den widerstrebenden Kräften oder Menschen in den Kontakt gehen und sich mit ihnen auseinandersetzen. Das kann mittels Dialog oder mit "spielerischen" Mitteln geschehen.
Das Ergebnis eines solchen Interaktionsprozesses stellt dabei für Sie etwas Neues, das Bisherige Ergänzende dar; Sie können so eine neue Erfahrung oder Einsicht gewinnen, an der Sie wachsen und von der Sie für künftige Herausforderungen des Lebens profitieren können.
Kernbegriff dieser Interaktionsprozesse ist der Kontakt als eine Tätigkeit, welche sich an der Grenze des Individuums als Wahrnehmen und Verarbeiten des jeweils „Anderen“ oder Unbekannten ereignet. Genau genommen steht der Begriff "Kontakt" für den Rhythmus von Kontakt und Rückzug, denn Letzeres gehört als „Loslösung vom Kontakt“ unmittelbar dazu.
So wie der Mensch mit dem „Großen und Ganzen“ der Welt vernetzt ist, lässt sich das auch für den Menschen an sich sagen: Die Gestalttheorie spricht von der Leib – Seele - Einheit des menschlichen Wesens; seelische Vorgänge sind stets verbunden mit körperlichen und geistigen Reaktionen. Auch hier findet im „Kleinen“ ein permanenter Kontaktprozess an der Grenze zwischen Leib und Seele statt, dessen Ziel es ist, den Organismus in einem gesunden Gleichgewicht zu halten oder ihn zu stabilisieren. Diese Funktion, d.h. dieses Streben nach Gleichgewicht und Wachstum wird dem sogenannten Selbst zugeschrieben.
Die Struktur des Selbst beruht auf einem Zusammenwirken des „Es“ mit dem „Ich“ und hat die Ausbildung der „Persönlichkeit“ zur Folge.